Svalbard - Longyearbyen

Menschliche Aktivitäten in der Gegend um Longyearbyen gab es schon in früheren Jahrhunderten. Der Name Adventfjord geht dabei höchstwahrscheinlich auf das englische Walfangschiff "Adventure" (1656) zurück. Walfänger waren vermutlich die ersten, die hier anlandeten. Ihnen folgten russische Jäger, die auch Hütten errichteten, die in alten Karten bis ins 19. Jahrhundert verzeichnet waren. Bis auf die Ausnahme eines russischen Grabes auf Hotellneset ist vermutlich nichts erhalten geblieben.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts besuchten lediglich wenige Forschungsexpeditionen diese geschützte und verkehrsgünstige Bucht, in der Jäger ein paar Hütten errichtet hatten, um von hier aus ihre Fangergebnisse nach Norwegen zu transportieren.

Der Name Hotellneset hat seinen Ursprung in einem Hotel, das 1896 von der Vesterålen Dampskibsselskab errichtet wurde, nachdem im Jahr zuvor die Gesellschaft Schiffsverbindungen zwischen Norwegen und Spitzbergen aufgenommen hatte. Damit begann ein erster Tourismus.

Die Kohlevorkommen im Bereich des Adventfjorden waren zwar seit längerem bekannt und es waren auch Besitzansprüche geltend gemacht worden, aber eine Ausbeutung scheiterte bis dahin an finanziellen Problemen.

1901 besuchten die Geschäftsleute Frederick Ayer und John Munro Longyear aus Boston den Adventfjorden. 1905 erwarben die beiden neben dem Hotel der Vesterålen Dampskibsselskab die Kohlefelder im Adventfjorden und machten Ansprüche auf größere Gebiete mit Kohlevorkommen südlich und nördlich des Isfjorden geltend. 1906 gründeten Ayer und Longyear die Arctic Coal Company (ACC). Die erste Grube war die "Amerikanergruva" (Grube 1a) auf der Nordseite des Longyeardalen oberhalb des heutigen Svalbard Museums. Der Abbau gestaltete sich durch die horizontal liegenden Kohleflöze, die an den Bergflanken zu Tage treten, relativ einfach. Aufgrund des Permafrostes waren keine großen Wasserprobleme zu lösen.

Der Aufbau von "Longyear City" dauerte bis ca. 1911, da enorme klassenbedingte Gegensätze in der "Bevölkerung" bestanden. Während die Führungskräfte überwiegend Amerikaner waren, setzte sich die Arbeiterschaft überwiegend aus Norwegern zusammen. Erst ab 1912 ging es mit der Produktion bergauf - im Winter 1912/1913 stieg die Kohleproduktion auf 30.000 Tonnen. 1913 wurde auf der östlichen Talseite des Longyeardalen mit dem Errichten der Grube 2 begonnen.

1916 kam es schließlich durch die fortwährenden Probleme zwischen Norwegern und Amerikanern, die fast vollständige Unterbrechung der Arbeiten beim Ausbruch des ersten Weltkrieges und das steigende norwegische Interesse an der Kohleförderung zum Verkauf der ACC an die neu gegründete Gesellschaft SNSK (Store Norske Spitsbergen Kulkompani A/S). 1937 bzw. 1939 wurden bei Grube 2 bzw. Grube 1 zusätzlich Eingänge in Betrieb genommen, um die Produktion weiter zu erhöhen, nach dem 1938 die Arbeitersiedlung Sverdrupbyen gegründet worden war. Bis zur Evakuierung der Bevölkerung 1941 stieg die Produktionsmenge auf knapp 250.000 t Kohle.

1946 begann man wieder mit dem Aufbau des zerstörten Longyearbyens und schon zwei Jahre danach erreichte die Produktion eine Fördermenge von über 500.000 Tonnen. In dieser Zeit (1946-1948) entstand auch der neue Ortsteil Nybyen. 1954 wurde letztmals im Longyeardalen auf Höhe des Longyearbreens mit Grube 4 eine Abbaustelle errichtet. Bis 1955 folgte der Ortsteil Haugen auf der rechten Talseite. Aufgrund der verschwindenden Teilung der Bevölkerung in die Arbeiterklasse und die Funktionäre war neuer Wohnraum notwendig, der ab 1968 in den beiden Ortsteilen Lia und Blåmyra geschaffen wurde.

Ab Ende der 60er Jahre wurde trotz wirtschaftlicher Probleme die Kohleproduktionsmenge begrenzt, um die Förderung länger aufrecht erhalten zu können, da die Kohleförderung die Basis der Existenz Longyearbyens war.

Ab dem Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts begann die Umstrukturierung der Wirtschaft Spitzbergens. Nicht mehr der Kohleabbau, sondern der Tourismus, die Forschung und weitere Dienstleistungen sind die Hauptsäulen der aktuellen Wirtschaft Spitzbergens. Deutlich wird dies im neuen Zentrum des Ortes, das sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat.

Link zu einem sehr interessanten und ausführlichen Artikel von Ole Humlum, UNIS, Department of Geology, Svalbard, Norway über Svalbard, der sowohl Geographisches als auch Historisches enthält:

A Geographical-Historical Outline of Svalbard